Im Rahmen unseres Ehrenamtes haben alle Beteiligten bei Your Little Planet bereits mehrere tausend Stunden investiert, um Politik zu beeinflussen, gegen Baupfusch und Fehlplanungen beim Bau zu agieren, Mitmenschen zu überzeugen, komplexe Themen zu erklären, Blühflächen zu schaffen und kleine Wunder der Natur sichtbar zu machen.

Für unsere Mühen im Rahmen unseres Projekts „Blühende Kieze - Für Bestäuber und Mensch“ wurden wir nun durch die Vereinten Nationen als offizielles Projekt der UN-Dekade Biologische Vielfalt ausgezeichnet.

Diese Auszeichnung freut uns über alle Maßen, bestätigt es ebenfalls das unsere Maßnahmen, wie die wissenschaftliche Begleitung der Blühflächen durch die TU Berlin, Bildungsmaßnahmen an der FU Berlin (Schüleruni), Umweltbildung im Kiez z. B. im Rahmen von Wildbienenführungen oder Vorträgen bei Kleingärten oder auch der Einsatz gegen zum Nachteil der Natur geplante Baumaßnahmen, fundiert sind. Dies ist dann wichtig, wenn Behörden und Politiker berechtigte Kritik und Vehemenz als störend empfinden und diese sogar als Angriff werten.

UN-Dekade Biologische Vielfalt

Die Vereinten Nationen haben den Zeitraum von 2011 bis 2020 als UN-Dekade Biologische Vielfalt ausgerufen, um dem weltweiten Rückgang der Naturvielfalt entgegen zuwirken. Ein breit verankertes Bewusstsein in unserer Gesellschaft für den großen Wert der Biodiversität ist eine wichtige Voraussetzung. Die UN-Dekade Biologische Vielfalt in Deutschland lenkt mit der Auszeichnung vorbildlicher Projekte den Blick auf den Wert der Naturvielfalt und die Chancen, die sie uns bietet. Gleichzeitig zeigen diese Modellprojekte, wie konkrete Maßnahmen zum Erhalt biologischer Vielfalt, ihrer nachhaltige Nutzung oder der Vermittlung praktisch aussehen.
Das Projekt „Blühende Kieze - Für Bestäuber und Mensch“, ausgezeichnet am 14.08.2020, trägt in beispielhafter Weise zum Erhalt biologischer Vielfalt bei.

Im Rahmend es Projekts setzt sich Your Little Planet aktiv im Berliner Bezirk Steglitz-Zehlendorf für den Naturschutz sowie den Erhalt und die Förderung der biologischen Vielfalt ein. Zudem wird Anwohnern die Natur und deren Kreisläufe näher gebracht, und ein direktes Wirken von Anwohnern in deren Wohnumfeld zur Förderung des nachbarschaftlichen Miteinanders erreicht.

Zuletzt hat Your Little Planet gemeinsam mit Nachbarn durch die Schaffung von 2.000 qm Blühflächen sowie dem Kampf gegen die Zerstörung geschützter Wildbienenarten durch das Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf im Rahmen des Teilabschnitts des Fernradweg Berlin-Leipzig von sich Reden gemacht.

Biologische Vielfalt

Der Begriff „biologische Vielfalt“ umfasst die Vielzahl der Tier- und Pflanzenarten sowie die Vielfalt der Mikroorganismen und Pilze. Einbezogen wird auch die genetische Vielfalt innerhalb der Arten (z. B. wie es sich in der Pflanzenzucht wieder spiegelt). Aber auch die verschiedenen Lebensräume und komplexe ökologische Wechselwirkungen sind Teil der biologischen Vielfalt. Die Biodiversität ist Voraussetzung für das Funktionieren der Ökosysteme mit ihren verschiedenen Ökosystemleistungen.

Mehr Informationen findet Ihr auch unter www.undekade-biologischevielfalt.de

Bilder von der Veranstaltung zur Auszeichnung unseres Projektes „Blühende Kieze - Für Bestäuber und Mensch“ findet ihr HIER.

Wir haben uns damals intensiv für den Erhalt einer der größten Berliner Wildbienenkolonien der Fuchsroten Sandbiene (Andrena fulva) im Berliner Stadtteil Lankwitz eingesetzt. Nur kontinuierliche Achtsamkeit und Rücksprache mit Experten bewahrte diese wertvollen Bestäuber vor Baumaßnahmen, Versiegelung, falschen Maßnahmen von GaLaBau-Firmen und mehr.

Zur Stärkung dieser Kolonie an Wildbienen und anderer Bestäuber, sowie dem Wunsch das nachbarschaftliche Miteinander wiederzubeleben, wollen wir ein Pilotprojekt mit Blühflächen in Lankwitz etablieren, welches Botschafter für weiterführende Vorhaben sein soll.

Bereits vor der aufrüttelnden Studie aus dem Jahr 2017 (80% weniger Insekten in Naturschutzgebieten als noch vor 30 Jahren), konnte man selbst feststellen, dass etwas mit den Insektenpopulationen in Deutschland nicht stimmte (HALLMANN ET AL. 2017). Immer weniger Schmetterlinge flogen herum und so manch erfahrener Autofahrer, der viel über Bundesstraßen fährt, wundert sich, dass in diesen Zeiten seine Autoscheibe ungewöhnlich sauber bleibt und nicht mehr vor Insektenleichen strotzt.

Insekten sterben – seit Jahrzehnten und in großen Mengen. Mit Ihnen sterben auch unsere Bestäuber und in der Nahrungskette klaffen bereits jetzt massive Lücken. Verschiedene Einflussfaktoren erhöhen den Rückgang wichtiger Bestäuber (Abundanz & Vorkommen) wie Wildbienen. Neben den Krankheiten, die mitunter durch Honigbienen und gehaltene Hummeln auf Wildbienen übertragen werden (FÜRST ET AL. 2014), gibt es sehr entscheidende menschliche Ursachen für den Rückgang der Bestäuber.

Wir möchten uns zunächst bei dem Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf, insbesondere beim Grünflächenamt bedanken, da wir im Januar 2018 mit offenen Armen bei der Vorstellung unseres Projektes empfangen wurden. An dieser Stelle bedanken wir uns besonders bei dem kommissarischen Leiter des Grünflächenamtes Herrn Fußwinkel, der die Vorbereitung der Flächen unterstützt ebenso wie der Grünflächen-Revierleiter im Gemeindepark Lankwitz Christian Schmidt der mit viel Herz dabei ist.

Die ersten zwei Flächen, die wir gemeinsam mit Mitbürgern, Nachbarn und Interessierten in blühreiche Flächen umwandeln, sind folgende:

Die untere Wiesenfläche (Blühfläche 1) hat eine Größe von etwa 1.000 m², und wird von der Gallwitzallee und der Mühlenstraße flankiert. Sie wird sehr wenig von Menschen besucht, aufgrund der Nähe zur lauten Hauptstraße.

Blühfläche 1 im Gemeindepark Gallwitzallee/ Mühlenstraße

Die andere Wiesenfläche (Blühfläche 2) kann man unten sehen und hat eine Größe von etwa 1.000 m². Sie liegt direkt vor dem Maria-Rimkus-Haus und wurde damals als Heuwiese genutzt. Die Wiese wird ebenfalls nur selten besucht, auch aufgrund des "Betreten verboten"- Schildes, welches immer noch aufgrund der damaliegen Nutzung als Heuweise dort steht. Vereinzelt finden sich hier sonnenliebende Besucher oder Hundebesitzer mit ihren Tieren bzw. ein dezenter Trampelpfad durch die trotzdem geschützte Grünanlage ist. Die hier scheinende Sonne können zukünftige Pflanzengesellschaften nutzen, um über einen Großteil des Tages Pollen und Nektar für Bestäuber bereit zu stellen.

Blühfläche 2 im Gemeindepark vor dem Maria-Rimkus-Haus

Beide Flächen haben den Vorteil, dass sie eine ausreichende Größe haben, um durch die Flächengröße auch Lebensräume bieten zu können, anstatt nur ein Futterangebot. Durch die Nähe beider Flächen zueinander ist ein Wechsel der Tiere zwischen den Flächen möglich und sinnvoll. Dies ermöglicht Nahrungsquellen für Bestäuber, Nistplätze und Futterangebot für Vögel. Und die Menschen die zur Naherholung in den Gemeindepark Lankwitz kommen, finden ein natürlicheres und auch buntes Landschaftsbildelement zum spazieren gehen, inne halten oder auch beobachten.

Durch das Anlegen von Blühflächen bzw. das Umbrechen vorhandener artenarmer, von Gras dominierten Grünflächen in Blühwiesen im städtischen Raum, werden Nahrungspflanzen für bestäubende Insekten bereitgestellt, die Artenvielfalt gefördert und gemeinsam mit Nachbarn und Anwohnern strukturreiche Kieze für Mensch und Natur geschaffen.

Da der Status „geschützte Grünanlage“ nicht von jedem verstanden wird und daher eine Teilnutzung nicht ausgeschlossen bleibt, hoffen wir, dass alle Besucher des Parks den entstehenden Blühflächen eine Chance geben und diese wirklich als geschützten Grünflächen verstehen. So können sich die zarten Triebe und ersten Pflanzen über die nächsten Jahren gut entwickeln und sich die erwünschte blütenreiche Wiese entfalten. Wir hoffen ebenfalls, das Hundehalter ihre Liebsten nicht grade auf diesen Flächen spielen bzw. ihr Geschäft verrichten lassen. Grund: Dieser zusätzliche "Dünger" ist für die Arten welche wir dort ansiedeln wollen nicht gut, da diese vorwiegend nährstoffarme Böden bevorzugen. Dies ist auch mit ein Grund warum wir in den kommenden Jahren über eine angepasste Mahd (Mähen) die Flächen abmagern (Nährstoffe mindern) wollen.

Welches Saatgut verwenden wir?

Wir haben über die letzten Monate an einer besonderen Mischung gefeilt, welche insgesamt etwas über 40 verschiedene Wildkräuter / Stauden enthält, die vor allem mit weniger Niederschlägen und Nährstoffen auskommen. Das Saatgut haben wir über den Anbieter Rieger-Hofmann GmbH bezogen, da diese regionales Saatgut liefern, welches in den Regionen geerntet wurde, in denen diese auch ausgebracht werden sollen. In unserem Fall (Berlin) ist es das Nordostdeutsche Tiefland. Berücksichtigt haben wir dabei aber auch Arten, welche in Berlin mittlerweile als "gebietseigen" gelten und oft sogar einen Gefährdungsstatus haben.

Wie wird das aussehen?

Das ist eine gute Frage, denn hier diktiert vor allem Mutter Natur. Neben dem Boden, spielen auch Faktoren wie Temperaturen und Niederschläge über das Jahr, Schattenfall durch nahe Bäume, Vandalismus durch Betreten der Fläche durch Menschen und Hunde eine Rolle. Davon hängt ab welche der Arten sich schlußendlich dort ansiedeln werden und welche nicht. Insofern ist es auch irgendwie beruhigend das wir eben doch nicht alles beeinflussen können was die natürlichen Ursachen betrifft und somit selber überrascht werden.

Wie geht’s weiter – nächste Schritte:

  • Anfang September: Saatgut steht bereit
  • In den nächsten Wochen im September werden vom Grünflächenamt die Flächen umgebrochen, dafür wird auf Regen gewartet
  • Nach dem Regen sollten die Flächen noch ein paar Wochen ruhen als Vorbereitung vor der Aussaat
  • Für die Aussaat werden wir einen Wochenendtermin zwischen Ende September und Mitte Oktober auswählen und kurzfristig nach Feststehen des Umbruchs der Fläche auf unserer Webseite, via E-Mail sowie in den Sozialen Medien ankündigen
  • mit einer Ansaat-Stärke von 1,6 g pro Quadratmeter wird das Saatgut auf beiden Flächen verteilt

Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Wer will uns unterstützen und wer will etwas gutes für Bestäuber tun?

Jeder, der Lust hat uns von Your Little Planet! im Projekt "Blühende Kieze - Für Bestäuber und Mensch" bei der Aussaat und Schaffung von Blühflächen im Kiez Lankwitz zu unterstützen, meldet sich am besten vorab mit dem Betreff/Stichwort "Blühende Kieze" bei uns unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Dann halten wir Euch direkt auf dem Laufenden.

Weitere Bilder findet ihr in den Galerien zur Blühfläche.

Am 08.11.2017 stellten die Fraktion der SPD, Die Linke und Bündnis 90/Die Grünen den Antrag eine berlinweite Strategie zum Schutz und zur Förderung von Bienen und anderen Bestäubern zu entwickeln. Mit Beschluss vom 17.05.2018 wurde der Startschuss für die Entwicklung dieser Strategie gegeben.

Folgende Schwerpunkte sollen laut dem Abgeordnetenhaus bei der Bearbeitung der Strategie mindestens berücksichtigt werden:

  1. durch Öffentlichkeitsarbeit den Berliner/-innen die Bedeutung von Bienen für ein lebenswertes Berlin zu vermitteln,
  2. die Schulung der Mitarbeiter/-innen der Veterinärämter im Bereich der Bienenkunde und der Mitarbeiter/-innen der Grünflächenämter im Bereich der Pflanzen- bzw. Bienennährgehölzkunde,(*)
  3. die Unterstützung und Vernetzung der Imkerausbildung mit hohen Qualitätskriterien,(*)
  4. Einwirken auf die Freie Universität Berlin, um die Stelle des Imkermeisters an der FU zu erhalten,(*)
  5. Unterstützung von Projekten zur Haltung von Bienenstöcken in Kitas, Schulen, Bildungseinrichtungen, öffentlichen Einrichtungen, in Kleingärten und auf Wohngebäuden,(*)
  6. Prüfung der Einrichtung und Ausweisung von Bienenschutzgebieten in Abstimmung mit den Imkern/Imkerinnen und Veterinärämtern,(*)
  7. eine Verbesserung des Nahrungsangebots für Bienen und andere Bestäuber durch die Anpflanzung und den Schutz von vorhandenen Bienennährgehölzen wie Weiden, Obstgehölzen, Wildrosen, Efeu und Stauden sowie die Bereitstellung von geeigneten Orten zur Aufstellung von Bienenstöcken auf den Grundstücken landeseigener Betriebe,(*)
  8. in öffentlichen Grünanlagen sollen die Bedingungen für das Überwintern der Wildbienenbrutzellen und der Hummeln am Boden signifikant verbessert werden, dafür ist die Grünflächenpflege neu zu konzeptionieren, auf das Entfernen des Laubs ist weitestmöglich zu verzichten,
  9. Entwicklung einer Strategie gegen die Amerikanische Faulbrut.(*)

Dem Antrag und Beschluss ging eine Kampagne voraus, die durch Imkerverbände und -vereine bzw. Abgeordneten die diesen nahestehen oder selber Imker sind, vorangetrieben wurde. Leider liiegen deshabl bei diesem Antrag viele Schwerpunkte (mit * markiert) vor allem bei nur einer Bienenart, der Honigbiene. Nur wenig berücksichtigt wird unglaubliche Menge anderer Bestäuber (allen voran die etwa 569 Wildbienenarten oder andere Bestäuberartgruppen wie Schmetterlinge, Fliegen, Grabwespen, Vögel und andere.

Da wir aufgrund unserer Tätigkeiten viele Berührungspunkte mit Wildbienen, deren Rettung bzw. deren Förderung haben, sehen wir hier eine Gefahr durch die massive Förderung nur einer einzigen Art, die zu Lasten der vielen anderen Bestäuber gehen würde.

Wir begrüßen durchaus z. B. den Punkt 3, da dieser sicher stellt das mehr fachkundige Imker die Honigbienenenhaltung betreiben und somit Krankheiten, die ebenfalls Wildbienen gefährlich werden können, weniger ausbrechen und besser unter Kontrolle gebracht werden können.

Allerdings sehen wir vor allem Punkt 5 und Punkt 7 als äußerst problematisch, da durch das Aufstellen weiterer Honigbienenvölker, die bereits jetzt schon eine sehr große Nahrungskonkurenz für Wildbienen und andere Bestäuber sind, sich bei der derzeitigen Futterlage massiv auf die wildlebenden Bienenarten und andere Bestäuber auswirken würden.

Wir haben dazu bereits im Beitrag Imkern ist kein Naturschutz und kann Wildbienen bedrohen dargelegt, warum die Richtung dieses Beschlusses kein Naturschutz ist und schon gar kein Schutz der Artenvielfalt aufgrund des starken Einfluss der Honigbiene (je Volk 50.000 - 60.000 Individuen) auf viele Wildbienenarten (die einzeln als Einsiedler leben).

Wir werden uns zukünftig für eine Anpassung dieser Strategie stark machen, um ein ausgewogenes Verhältnis in der Förderung aller Arten zu erreichen, die für die Bestäbung relevant sind. Denn nur so kann Naturschutz und der Erhalt der Artenvielfalt für zukünftige Generationen erfolgreich sein. Mit durchdachten Maßnahmen die alle Auswirkungen für andere Arten berücksichtigen.

Wir möchten damit auch nicht die Arbeit und Bemühungen von Stadtimkern und Imkervereinen kleinreden, sondern zu einem überlegten Handeln innerhalb der Imkerschaft aufrufen, wenn es um den Bedarf an Nahrungsangeboten für viele andere Bestäuberarten neben der Honigbiene gilt. Dazu gehört auch ein besonnener Ausbau an Bienenvölkern in Städten, welche bereits eine hohe Honigbienendichte aufweisen.

Wir rechnen leider trotzdem damit, dass unser Vorstoß von einigen Imkern bzw. Imkervereinen- oder verbänden nicht positiv aufgenommen wird. Honig ist ein großer wirtschaftlicher Faktor mit dem alleine in Deutschland ein Umsatz von 334 Millionen Euro (2016) erreicht wird - Tendenz steigend. Ebenso ist es und unter besonderen Bedingungen möglich dafür Gelder aus EU-Agrarfördertöpfen zu erhalten. Wir reden hier also von einer wirtschaftlich starken industriellen Lobby, welche sich schwer tun wird mit Regeln zum Zweck von Artenschutzmaßnahmen und Folgen wie Umsatzstagnation bzw. -rückgang.

Aber wir hoffen auch auf Unterstützung aus den Reihen der Imker, da wir auch Imker kennen die sich leidenschaftlich für die Vielfalt der Natur begeistern und auch einsetzen und die z.B wie Peter Maske (Präsident des Deutschen Imkerbundes) durchaus die Problematik der Dominanz von Honigbienen in Städten wie Berlin sehen und verstehen:

„Wir haben zum Teil sogar eine Übervölkerung. In Berlin gibt es mittlerweile bis zu 1000 Völker, bei denen man nicht weiß, wo sie stehen.“, Peter Maske (2014), Präsident des Deutschen Imkerbundes,

Wir sehen die Gefahr, das eine solche Hauptstadtstrategie auch von anderen Bundesländern bzw. Städten übernommen werden könnte. Darum haben wir bereits den Mitinitiator der Strategie Herrn Turgut Altuğ (Bündnis 90/Die Grünen) nach seinen Plänen zum Schutz der anderen 569 Wildbienenarten gefragt, sowie bereits unsere Vorschläge zur Anpassung der Strategie im Rahmen der Akteurgespräche gemacht.

Wir updaten hier alles Relevante zu dem Thema:

14.06.2018 - E-Mail an den Mitinitiator der Strategie Herrn Turgut Altuğ (Bündnis 90/Die Grünen) sowie 9 Kolleg-/-innen mit der Frage wie er im Zuge der starken Förderung von Honigbienen die Wildbienen Berlins schützen bzw. fördern will. (unbeantwortet)
28.06.2018 - Nachfrage bei Herrn Turgut Altuğ (Bündnis 90/Die Grünen) ob er nicht unsere Anfrage vom 14.06.2018 beantworten möchte da auch renomierte Wildbienenexperten gespannt auf seine Antwort sind (unbeantwortet)
26.06.2018 - 1. Akteursgespräch: Gruppe der Naturschutzverbände (welche teilnahmen ist uns bislang nicht bekannt)
27.06.2018 - 2. Akteursgespräch: Gruppe der Imkervereine und -verbände (welche teilnahmen ist uns bislang nicht bekannt)
04.07.2018 - 3. Akteursgespräch: Gruppe der Berliner Wohnungsunternehmen in der der Senatsverwaltung
05.07.2018 - 4. Akteursgespräch: Gruppe der Vereine, Projekte und Initiativen in der der Senatsverwaltung

Artikel dazu:

Imkern ist kein Naturschutz und bedroht zunehmend Wildbienen

Wir haben seit 2016 eine große Anzahl an Projekten bzw. Teilprojekten umgesetzt. Vor allem im Rahmen des Projekts Blühende Kieze - Für Bestäuber und Mensch haben wir viele Maßnahmen realisiert, die darauf abzielen einen ganzheitlichen Ansatz zu finden,  um aktiven Naturschutz, Umweltbildung und die Förderung der Artenvielfalt zu kombinieren. Folgende Maßnahmen wurden bisher im Projekt umgesetzt bzw. angegangen:

Berliner Strategie zum Schutz von Bestäubern

Im Jahr 2018 wurden von der Senatsverwaltung von Berlin Anstrengungen unternommen dem Schutz von Bestäubern einen höheren Wert beizumessen. Anfangs lag der Fokus stark auf der Honigbiene und es mutete an das man vor allem den Imkern eine wirtschaftliche Spritze verpassen wollte. Wir brachten uns im Rahmen von zwei der vier Akteursgespräche zu diesem Thema ein um auch für die anderen rund 320 Wildbienenarten in Berlin die Trommel zu rühren, geschwiege denn auch für die vielen anderen Bestäuber wie z. B. Falter, Käfer, Schwebfliegen.


Blühflächen im Gemeindepark Lankwitz

Ebenfalls im Jahr 2018 stellten wir dem Grünflächenamt Steglitz-Zehlendorf unser Konzept für Schaffung von 2.000 qm Blühflächen im Gemeindepark Lankwitz vor. Ziel war es das Nahrungsangebot für Bestäuber zu erhöhen und gleichzeitig die Flächen zur Umweltbildung durch Informationsschilder und Führungen zu nutzen. Das Ergebnis lässt sich sehen, wenn man das Ergebnis im Vergleich zu vor zwei Jahren betrachtet.


Gemeinsam mit der TU Berlin für wissenschaftliche Daten für den Naturschutz

Für das Blühflächenprojekt recherchierten wir viel und sprachen mit anderen Vereinen, Initiativen und Verbänden, um uns in die Materie einzuarbeiten. Heraus gekommen ist, eine unsere eigene regionale Saatenmischung. Aber würde diese auch halten, was wir uns erhofften zu schaffen? Wir wollten das ganze wissenschaftlich begleiten lassen und fragten bei der FU Berlin und TU Berlin nach Interesse an, dazu eine wissenschaftliche Arbeit zu schreiben. Sarah Nollau (TU Berlin) war am Ende die Masterstudentin, welche ihre wissenschaftliche Abschlussarbeit unseren Flächen widmete und damit wertvolle Daten für zukünftige Projekte solcher Art sammelte. Als Betreuer und Berater für Frau Nollau waren Prof. Dr. Ingo Kowarik (Landesbeauftragter für Naturschutz und Landschaftspflege des Landes Berlin), Prof. Dr. Leonie Fischer (Institutsleiterin des Institut für Landschaftsplanung und Ökologie an der Universität Stuttgart) sowie Dr. Birgit Seitz (Autorin des Berliner Florenatlas) beteiligt.


Schutz des Berliner Pflaster als Nistraum

Den wenigsten ist bekannt das die schmalen Ritzen im Mosaiksteinpflaster, über die wir tagtäglich achtlos drüberlaufen, für viele Tiere ein idealer Nistraum ist. Vor allem Wildbinenen wie Sandbienen, Furchenbiene, Schmalbienen, Blutbienen, aber auch Grabwespen, wie Bienenwölfe und viele andere nutzen diesen Raum zur Anlage ihrer Nester. Oftmals sind solche Nistflächen aber durch Baumaßnahmen oder Erneuerung der Fugen stark bindenden (höherer Anteil Zement) bedroht. Auch dieses Thema schlugen wir als eines der Handlungsfelder bei der Berliner Bienenstrategie vor.


Verteidigung des Artenschutz bei Fehlplanung und Baupfusch

Die Welt wäre etwas perfekter, wenn sich Unternehmen an Gesetze zum Artenschutz halten würden. Aber bei vielen Bauvorhaben werden geschützte Arten vernichtet, obwohl diese eigentlich geschützt gehören. Meistens ist es Unwissenheit, manchmal könnte es Vorsatz sein und manchmal wollen selbst jene, die diese Arten eigentlich schützen sollten (wie Bezirksstadträte der Grünen zusammen mit der CDU), diese lieber für einen Fernradweg Berlin-Leipzig opfern.


Wildbienen-Nisthilfe für die Umweltbildung im Gemeindepark Lankwitz

Viele denken das Nisthilfen für Wildbienen eine tolle Hilfe sind und damit die Natur schützen. Dies ist in der Regel nicht der Fall, da dort siedelnden Arten allesamt Hohlraumbesiedler sind, welche gar nicht bedroht sind. Viel stärker bedroht sind die im Boden nistenden Arten aufgrund fehlenden Nistraums. Durch Nisthilfen entsteht somit ein noch stärkeres Ungleichgewicht im Wettbewerb um die verbleibenden Nahrungsquellen. Eine Ausnahme gibt es allerdings wo eine Nisthilfe wertvolle Dienste bietet: Als Instrument der Umweltbildung im Zuge von Führungen um Menschen die Lebensweise eines Teils der Wildbienen näher zu bringen. Harald Kortmann sei Dank, welcher mitunter tolle Baumkobolde zum Leben erweckt (um auf die entnommenen Stadtbäume aufmerksam zu machen), uns in Sachen Holzbau anleitete.


Wildbienenführungen in Berlin Lankwitz

"Was man nicht kennt kann man nicht lieben"... so oder so ähnlich hat es mal jemand gesagt, und es passt perfekt zum Thema Artenvielfalt und Natur. Aus diesem Grund bringen wir jeden Frühjahr und Sommer interessierten Anwohnern mehr zum Thema Wildbienen in der Nachbarschaft bei. Dazu organisieren wir Führungen zu verschiedenen in der Nachbarschaft aktiven Wildbienenaggregationen. Das Interesse ist groß, größer noch ist das Staunen der Menschen, wie viele unterschiedliche Bienenarten es gibt.


Workshops zu Klimawandel und Ernährung im Rahmen der SchülerUni (FU)

Wenn es die Zeit zulässt beteiligen wir uns im Rahmen der an der FU stattfindenden SchülerUni als Teil eines Workshops an der Bildung junger Menschen. Vor allem der Klimawandel ist eines der Themen welche uns, aber vor allem junge und zukünftige Generationen betrifft. Was liegt also näher einen der größten Klimwandeltreiber anzusprechen - unsere Ernährung. Denn vor allem Monokulturen und Massentierhaltung befeuern das Klima enorm.

Jeden Tag wird es millionenfach getreten und die meisten kennen noch nicht einmal seinen Namen:

Das Berliner Pflaster

Um das Jahr 1880 wurde damit begonnen die Gehwege Berlins mit kleinen in der Größe leicht unterschiedlichen Steinen aus Bernburger Rogenkalk als Passeepflasterung auszubauen und noch heute ist diese Pflaster in allen Bezirken Berlins überall zu finden. Auch ist es unglaublich umweltfreundlich, da beim Verlegen der Steine kein Mörtel in den Sand gemischt wurde und damit Regenwasser ungehindert versickern kann. Dies entlastet das Abwassersystem bei Regen und bietet den Stadtbäumen eine bessere Wasserverfügbarkeit.

Diese Natursteine werden aber nicht nur von uns Menschen genutzt, sie bieten auch vielen Insekten bzw. Bestäubern, wie Wildbienen oder Grabwespen großartige Wohnmöglichkeiten. Die mit Sand gefüllten Zwischenräume bieten aufgrund des Berliner Pflasters einen stabilen Eingangsbereich für das Nest. Grade die Fuchsroten Sandbienen, Hosenbienen, Furchenbienen, Bienenwölfe, und viele andere nutzen grade in Berlin dieses tolle Wohnungsangebot:

Bild 1: Hosenbiene beim Nestbau

Bild 2: Fuchsrote Sandbiene beim Nestbau

Aber leider ist auch diese Idylle mittlerweile getrübt. Denn aus verschiedenen Gründen wird das Pflaster für diese Tiere zunehmend unbewohnbar:

  1. Fehlende Gelder zur Instandsetzung des Pflasters führen zu immer mehr offenen Bereichen im Pflaster, die sobald der erste Stein aus dem Verbund gerissen ist, relativ schnell eine größere Fläche lockert und instandgesetzt werden muss.
  2. Aufgrund fehlender Gelder ist das Land Berlin in den letzten Jahren dazu übergegangen bei der Instandsetzung Mörtel in den Fugensand zu mischen, um dem Pflaster mehr Stabilität zu geben. Allerdings wird dadurch auch die Funktion der Wasserdurchlässigkeit und Nistfläche zerstört.
  3. Durch unerlaubtes Befahren des empfindlichen Pflasters durch Autos, werden einzelne Steine sehr leicht verschoben und es bilden sich wieder größere, lockere Flächen.
  4. Manche Bereiche werden durch pflegeleichtere Doppel-T-Pflaster oder andere Pflaster ersetzt, welche quasi keine Fugen mehr aufweisen, was ebenso zu Lasten der Wasserdurchlässigkeit und Nistflächen geht.

Bild 4: Entfernung von Berliner Pflaster um strapazierfähigeres Pflaster einzusetzen

Grade in Zeiten, in denen Insekten in Massen sterben und immer mehr Arten an Bestäubern bedroht sind, müssen wir dafür Sorge tragen, dass sich die Lebensbedingungen der Tiere nicht noch weiter verschlechtern.

Wir bei Your Little Planet! werden uns im Laufe der nächsten Zeit zunehmend dafür einsetzen, dass das 'Berliner Pflaster' in seiner ursprünglichen Form ohne Zusatz von Mörtel oder anderen zu bewahren.