Jeden Tag wird es millionenfach getreten und die meisten kennen noch nicht einmal seinen Namen:

Das Berliner Pflaster

Um das Jahr 1880 wurde damit begonnen die Gehwege Berlins mit kleinen in der Größe leicht unterschiedlichen Steinen aus Bernburger Rogenkalk als Passeepflasterung auszubauen und noch heute ist diese Pflaster in allen Bezirken Berlins überall zu finden. Auch ist es unglaublich umweltfreundlich, da beim Verlegen der Steine kein Mörtel in den Sand gemischt wurde und damit Regenwasser ungehindert versickern kann. Dies entlastet das Abwassersystem bei Regen und bietet den Stadtbäumen eine bessere Wasserverfügbarkeit.

Diese Natursteine werden aber nicht nur von uns Menschen genutzt, sie bieten auch vielen Insekten bzw. Bestäubern, wie Wildbienen oder Grabwespen großartige Wohnmöglichkeiten. Die mit Sand gefüllten Zwischenräume bieten aufgrund des Berliner Pflasters einen stabilen Eingangsbereich für das Nest. Grade die Fuchsroten Sandbienen, Hosenbienen, Furchenbienen, Bienenwölfe, und viele andere nutzen grade in Berlin dieses tolle Wohnungsangebot:

Bild 1: Hosenbiene beim Nestbau

Bild 2: Fuchsrote Sandbiene beim Nestbau

Aber leider ist auch diese Idylle mittlerweile getrübt. Denn aus verschiedenen Gründen wird das Pflaster für diese Tiere zunehmend unbewohnbar:

  1. Fehlende Gelder zur Instandsetzung des Pflasters führen zu immer mehr offenen Bereichen im Pflaster, die sobald der erste Stein aus dem Verbund gerissen ist, relativ schnell eine größere Fläche lockert und instandgesetzt werden muss.
  2. Aufgrund fehlender Gelder ist das Land Berlin in den letzten Jahren dazu übergegangen bei der Instandsetzung Mörtel in den Fugensand zu mischen, um dem Pflaster mehr Stabilität zu geben. Allerdings wird dadurch auch die Funktion der Wasserdurchlässigkeit und Nistfläche zerstört.
  3. Durch unerlaubtes Befahren des empfindlichen Pflasters durch Autos, werden einzelne Steine sehr leicht verschoben und es bilden sich wieder größere, lockere Flächen.
  4. Manche Bereiche werden durch pflegeleichtere Doppel-T-Pflaster oder andere Pflaster ersetzt, welche quasi keine Fugen mehr aufweisen, was ebenso zu Lasten der Wasserdurchlässigkeit und Nistflächen geht.

Bild 4: Entfernung von Berliner Pflaster um strapazierfähigeres Pflaster einzusetzen

Grade in Zeiten, in denen Insekten in Massen sterben und immer mehr Arten an Bestäubern bedroht sind, müssen wir dafür Sorge tragen, dass sich die Lebensbedingungen der Tiere nicht noch weiter verschlechtern.

Wir bei Your Little Planet! werden uns im Laufe der nächsten Zeit zunehmend dafür einsetzen, dass das 'Berliner Pflaster' in seiner ursprünglichen Form ohne Zusatz von Mörtel oder anderen zu bewahren.