Als wir im Jahr 2015 herausfanden, dass die Fuchsrote Sandbiene (Andrena fulva) im Berliner Stadtteil Lankwitz ihr ungewöhnlich großes Zuhause hat, haben wir damit begonnen uns für den Erhalt dieser Aggregation stark zu machen.

Wie begann das alles?

Im Zuge der seit Mai 2016 stattfindenden energetischen Sanierung der Häuser in der Dillgesstraße im Berliner Stadtteil Lankwitz, waren diese Wildbienen von der Vernichtung bedroht. Durch die Ablagerung von Baumaterial auf den Nistflächen der Bienen, hätten diese keinen Zugang mehr zu den bereits besiedelten Nistplätzen gehabt bzw. wären durch Material in den Nistgängen eingesperrt worden und verhungert.

Denn anders als die Honigbiene, ist die Fuchsrote Sandbiene eine solitäre Bienenart (also Einzelgänger), die ohne Hilfe von Artgenossen ihre Nester im Boden baut und Ihre Brut versorgt. Alle Aufgaben werden von jedem Bienenweibchen ganz alleine erledigt. Der Bau der Brutkammern, die Futterbereitstellung bis hin zur Eiablage. Nach erfolgreicher Arbeit stirbt die Biene und Ihr Nachwuchs schlüpft im nächsten Jahr um den Zyklus erneut zu beginnen.

Ihre Nester baut die Sandbiene mit Vorliebe, wie der Name vermuten lässt, auf sandigen Flächen. Im Falle der Dillgesstraße scheint der Rasen und das Mosaiksteinpflaster der Gehweges besonders geeignet zu sein. So kann man dort in der Regel von März bis Juni zunehmend immer mehr kleine Sandhaufen entstehen sehen, die durch die schlüpfenden Bienen erzeugt werden, welche diese Schlupflöcher zum Teil später für die Anlage der eigene Brut nutzen.

Bild 1: Zugang mit Mosaikpflaster zu einem der Häuser in der Dillgesstraße / Sandhügel ohne Ende

Normalerweise sind die Populationsdichten der Sandbiene eher gering, weshalb die Menge an Individuen in der Dillgesstraße bereits ein Schatz an Sich ist, den es zu erhalten gilt. Aber Wildbienenarten stehen auch unter einem besonderen Schutz nach dem Bundesnaturschutzgesetz. Grund dafür ist ihre Bedrohung und das diese eine um bis zu 3-fach höhere Bestäubungsleistung als die normale Honigbiene schaffen, was neben den Vorteilen für die Natur auch wirtschaftlich ein wichtiger Faktor ist. Von den Vorteilen für die Biodiversität (Biologische Vielfalt) ganz zu schweigen. Und das viel besser als Honigbienen, die es übrigens hier in Deutschland ohne Imker nicht mehr geben würde, da diese durch Ackergifte (Neonicotinoide und Glyphosat) und Milbenbefall (Varoa) und den Klimawandel extrem geschwächt werden.

Wir setzten auf den Dialog mit der Unteren Naturschutzbehörde (UNB) für den Bezirk Steglitz-Zehlendorf und der Oberen Naturschutzbehörde (OBN, Senatsverwaltung) des Landes Berlin. Ziel war es eine Lösung zu finden um die Population zu erhalten und die Störung durch die Bauarbeiten während des Aktivitätszeitraums der Bienen so gering wie möglich zu halten. Im Rahmen einer Begehung mit dem Bauleiter, einem Sachverständigen und Vertretern beider Naturschutzbehörden konnten Vorgaben für weitestgehend störungsfreie Sanierungsarbeiten zum Wohle der Sandbienenpopulation erarbeitet werden und führten zum überleben der Aggregation. Derzeit sind wir dabei Pflegemaßnahmen als auch Informationsveranstaltungen für interessierte Anwohner vorzubereiten.

Bild 2: Die neue Generation wartet auf besseres Wetter um Pollen für die nachfolgende Generation zu sammeln

Seitdem ist bereits viel passiert das die Tiere stark gefährdete, aber wir konnten auch ebensoviel für diese wichtigen Tiere tun:

2016 Februar
Bedrohung durch Arbeiten und Abladen von Baumaterial für Maßhnamen der energetischen Sanierung in der Dillgesstraße

2016 April
Verordnung von Auflagen durch die Untere Naturschutzbehörde Steglitz-Zehlendorf und die Oberen Naturschutzbehörde Berlin zum Schutz der Population

2017 März
Wildbienenpopulation hat Dank der durch die Naturschutzbehörden verordneten Maßnahmen überlebt, hat allerdings aufgrund der Witterung im Laufe des Aktivitätszeitraumes. EIne Ausarbeitung von Pflegemaßnahmen für diese Flächen findet in Zusammenarbeit mit den Naturschutzbehörden und Wildbienenexperten statt.

2017 April
In letzter Sekunde und nur durch Zufall konnten wir das auftragen von Humus auf die gesamte Fläche, durch den vom Eigentümer für die Pflege der Flächen beauftragten Gartenlandschaftsbauer, stoppen, welches für die Tiere mitten im Aktivitätszeitraum (März bis Juni) einen Abbruch der Nistaktivitäten bedeutet hätte.

2017 Mai
Ein Teil der Fläche wird mit einem 7,5 Tonner der Wasserbetriebe befahren zur Kanalinspektion. Nach Kontaktaufnahme mit diesen wurde dies umgehend eingestellt und das Wissen um die geschütze Population der Wildbienen in das hauseigene UBI-System eingetragen um zukünftig solche Probleme zu vermeiden.

2017 Juni
Aufgrund des Starkregens ist viel Wasser aus dem Innenhof des Gebäudekomplexes an den Nistflächen in die Mieterkeller geflossen, welches jede Menge humose Auflage des Innenhofes aus der dortigen Grünanlageninstandsetzung mit sich trug. Dieses Wasser und Material wurde durch Anwohner (in der Not und in Unkenntnis der Wichtigkeit und des Schutzstatus der auf den Flächen nistenden Bienen) auf die vor den Häusern liegende nocht nicht instand gesetzte Fläche geschüttet, wodurch sich eine neue Auflage aus dem nur noch groben Flutungsmaterial bildete.

2017 Oktober
Endlich ist es uns gelungen die Entscheidung zur Ausbesserung der letzten verbleibenden noch geschädigten Fläche durchzusetzen. Altlasten der Baumaßnahmen als auch die durch die Flutung neu hinzugekommene Humus-Auflage wurden beseitigt und im Rahmen eines von uns mit Experten ausgearbeiteten Maßnahmenplanes mit einer Sand-Humusauflage versehen.

 

Was wird folgen?

Wir machen uns weiter für den Erhalt der Aggregation stark. Da sich bereits Neubesiedelungen der Tiere am Beethoven-Gymnasium und der Dreifaltigkeitsgemeinde Lankwitz-Kirche etabliert haben, wollen wir diese mit ins Boot holen und versuchen gemeinsame Wege und Lösungen zu finden diese zu erhalten und zu fördern.

Updates:

  • Ausbau der Informationen auf der Website (Datum: 18.12.2017)
  • Kontaktaufnahme mit dem Beethoven-Gymnasium und der Gemeinde zur Information das sie nun auf eine geschützte Art Rücksicht nehmen müssen (22.12.2017)