Beitrag von Kathrin Bramke

03.04.2019

Über den Bauabschnitt des Radfernwegs durch einen Teil des denkmalgeschützten Gemeindepark Lankwitz haben wir und auch die Presse ausführlich in der Vergangenheit berichtet. Wer sich einen Überblick verschaffen will über den Verlauf, kann dies hier über unsere Webseite oder über ein Video vom kiez.report tun.

Letzten Freitag erst verkündete Maren Schellenberg, dass die Arbeiten am zwischenzeitlich ruhenden Bauabschnitt im Bereich des Gemeindepark Lankwitz in Kürze wieder aufgenommen werden, da nun die Zustimmung der Gartendenkmalpflege eingeholt ist. Weiterhin wurde von ihr mitgeteilt: "Eine Begutachtung durch die untere Naturschutzbehörde hat keine Hinweise auf ein Vorkommen geschützter Wildbienen ergeben." Die Begehung der Unteren Naturschutzbehörde fand am 15.6.2018 keine aktiven Wildbienen.

Als wir gestern entlang des Blühstreifens (geplante Trasse) im Laufe des späten Nachmittags spazierten, entdeckten wir einen kleinen Sandhügel (Wildbienennest) an der Lindenallee. Beim Blick über den Blühstreifen einige Wildbienennester ausmachen konnten - zwischen den verblühenden Blausternen und dem frisch blühenden Scharbockskraut.

Aus einigen Nestern wurden schnell viele mehr, denn wir liefen auf der geplanten Bautrasse entlang, um uns ein besseres Bild von den dort nistenden Wildbienen zu machen. Frisch angelegte Nester und Altnester aus dem Vorjahr konnten wir finden. Nic beobachtete sogar eine Fuchsrote Sandbiene (Andrena fulva) beim Ausflug aus einem Nest im geplanten Trassenbereich. Da es schon recht kühl war an diesem Abend, waren nur noch wenige Tiere unterwegs und viele Nester waren bereits verschlossen bzw. bei einigen Nestern konnten wir den Verschluss durch die noch aktiven Bienen-Individuen kurz beobachten (Hintergrund: Am Ende eines Wildbienentages verschließen viele Arten ihre Nester selbst von innen. Man kann es sich wie eine Haustür vorstellen, die lassen wir ja auch nicht über Nacht offen.) Nach einer ersten Übersichtsbegehung haben wir etwa 50 Nester ausmachen können.

Es könnten und werden mit Sicherheit noch viel mehr Nester in den kommenden Tagen sichtbar, da die Saison der Frühjahrsbienen erst begonnen hat. Es werden sicherlich viele weitere Inidividuen schlüpfen und so werden die Nester in Form von Sandhügeln sichtbar.

Denn wer Wildbienennester erkennen will, muss schon genauer hinsehen. Mit einem erprobten Blick, kann man diese jedoch leicht unterscheiden von „Regenwurm-Auswürfen“ oder auch Zugänge (Löcher) zu Ameisennestern. Ob es noch weitere nistende Wildbienenarten neben der Fuchsroten Sandbiene auf dem Blühstreifen gibt, wird sich durch genauere Beobachtung in den kommenden Tagen sagen lassen. Es kommen auf Grundlage der Größe des Nesteingangs größere Wildbienenarten in Frage: z. B. die Frühlings-Pelzbiene, die Frühlings-Seidenbiene, die Rotschopfige Sandbiene sowie größere Arten der Gattung der Furchenbienen. Die vorgenannten Arten nisten alle im Erdboden und graben ihre Gänge etwa zwischen 50 und 70 cm in die Tiefe.

Wir hatten damals bereits im Juni 2018 darauf hingewiesen, dass verschiedene Wildbienen- oder Grabwespen für die Nistlöcher, welche durch Aufgrabungen vom Bagger sichtbar geworden sind, in Frage kommen. Auch teilten wir mit, dass die Wildbienenarten, die in Frage für die Nistlochgröße (Ganggröße) kommen, zu unterschiedlichen Zeiten aktiv werden.

Ab jetzt entscheidet die Senatsverwaltung (sprich das Land Berlin), ob der Bezirk eine Ausnahmegenehmigung zum Bau der Trasse erhält. Eine Entscheidung, die spannend für die GRÜNEN sein kann, da Berlin grade eine Strategie verabschiedet, die Bestäuber schützen und Nahrungsflächen schaffen soll.

Auf eine Anfrage durch kiez.report antwortete die zuständige Bezirksstadträtin Maren Schellenberg (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) das sie auch nach dem Fund von Wildbienennestern am Bau des geplanten Fernradwegs durch den Gemeindepark festhält:

„Sollte sich der Wildbienenfund exakt in der Trasse bestätigen, werden wir einen Antrag auf eine Ausnahmegenehmigung stellen. Bis dahin werden wir die Bauarbeiten auf die Anschlüsse des Radweges an den Parkseiten konzentrieren.“, schreibt Maren Schellenberg.

Das Land Berlin (Senatsverwaltung) muss nun entscheiden ob es im Falle eines Antrages für die geplante Trasse eine Ausnahmegenehmigung geben wird. Oder ob man die Natur belässt und  das Vermeidungsgebot der Eingriffsregelung im Rahmen des Bundesnaturschutzgesetzes anwendet.

Dies wird auch der Grund sein warum die Stadträtin der Darstellung der Presse widerspricht, dass es eine ursprüngliche Planung gibt die eine Route um den Park herum vorsieht und, „bei der lediglich 50 m Kopfsteinpflaster asphaltiert werden müssten“.

Denn mit dieser bereits vorhandenen alternativen Trasse kann die Zerstörung der geschützten Art vermieden werden und das Vermeidungsgebot der Eingriffsregelung im Rahmen des Bundesnaturschutzgesetzes würde greifen.

In letzter Instanz entscheidet nun Berlin ob es, in dem Jahr in dem es nun auch seine Bienenstrategie zum Schutz von Bestäubern vorlegt und es 1,7 Millionen Euro in die Schaffung weiterer Blühflächen investiert, nicht auch natürliche Vorkommen geschützer Arten und deren Futterpflanzen schützen will.

 

 

 

Berichte in der Vergangenheit in der Presse zu unserem Engagement (Linksammlung):

Aktuelles Video - 02.04.2019: https://kiezreport.blogspot.com/2019/04/verhindern-wildbienen-doch-noch-den.html

https://www.berliner-woche.de/lankwitz/c-verkehr/neubau-des-fernradweges-berlin-leipzig-soll-durch-gruenflaeche-fuehren_a167909

https://leute.tagesspiegel.de/steglitz-zehlendorf/macher/2018/06/07/47391/gestoppt-bauarbeiten-am-fernradweg-berlin-leipzig-im-gemeindepark-lankwitz-ruhen-vorerst/

https://www.berliner-kurier.de/berlin/kiez---stadt/immer-aerger-mit-dem-ausbau-radweg-bringt-ganzen-kiez-auf-den-baum-30589968?dmcid=sm_fb

https://leute.tagesspiegel.de/steglitz-zehlendorf/macher/2018/09/06/56887/uebergeben-493-unterschriften-gegen-einen-radweg-durch-den-lankwitzer-gemeindepark/

https://www.bz-berlin.de/berlin/steglitz-zehlendorf/die-geplante-rad-autobahn-spaltet-lankwitz

https://leute.tagesspiegel.de/steglitz-zehlendorf/macher/2018/10/11/60548/der-bagger-steht-wieder-baustopp-beim-radweg-durch-den-gemeindepark-lankwitz/

Hilf uns und teile diese wichtigen Informationen mit Freunden!