weihnachten-2017

Beitrag von Nicolas Bramke

23.12.2017

"Draußen vom Walde da komm ich her... und ich muss euch sagen mir ist ganz schön warm!" murmelte der kleine Planet vor sich hin. Und weil er so schwitzte, wuchsen auch seine Meere etwas an. Na, mit so einer dicken Bommel auf der Rübe kann man aber auch nur schwer die winterlichen 9°C stemmen. Ganz schön warm so im Winter. Dabei war es doch grade Mode alles und jedem so eine Bommel aufzusetzen... weil niedlich und so. Der kleine Planet dachte sich, dass die Menschen ihn dann vielleicht etwas mehr mögen würde. Also wegen niedlich und so. Denn das Gefühl gemocht zu werden kam bei ihm seit längerer Zeit schon nicht mehr auf. Überall piekten die Menschen ihn, gruben Löcher und holten Rohstoffe raus, holzten Wälder ab, verspritzten Gifte in Landschaften und noch vieles mehr. So ganz ohne Rücksicht und ohne an den kleinen Planeten zu denken.

Die Menschen machen sich keine Gedanken darüber wie teuer es eigentlich ist wenn die Löcher von einem Chirurgen oberflächlich wieder heile gemacht werden. Oder der Friseur den Wäldern den alten wilden Look geben muss. Und was erst so eine Dose "Perri Air" kostete um wieder mehr Sauerstoff zu schnuppern. Allerdings die Gedanken an die kleinen Wesen die immer mehr von seiner Oberfläche verschwanden, versuchte er lieber zu verdrängen. Ganz so wie die Menschen. Heute muss man fröhlich sein! Ja, es war schwer für den kleinen Planeten in diesen Tagen das Gefühl der Liebe zu empfinden, bei allem was man mit ihm so anstellte.

Vorsichtig schaute er auf das kleine Dorf vor sich, und fragte sich was für Menschen dort wohl wohnen. Vor allem wie diese den Ihnen vollkommen fremden kleinen Planeten empfangen und behandeln würden. Aber so ganz ohne Freunde, war es grade zu Weihnachten nicht einfach alleine zu sein. Und der kleine Planet wollte nicht mehr alleine sein.

Nachdem er mit kleinen Schritten dem Dorf und auch einem der Häuser näherkam, lugte der kleine Planet durch das Fenster. Drinnen saß in einem Schaukelstuhl eine alte Dame alleine vor einem Kaminfeuerchen und schaukelte langsam vor und zurück während sie etwas strickte.

Nun gut, dachte sich der kleine Planet, nahm allen Mut zusammen, wandte sich der Tür zu und drückte den Klingelknopf.

"BING, BONG" hallte es von drinnen. Der kleine Planet hörte ein Rascheln und Schaben, dann langsame und etwas lauter werdende Schritte. Die Tür öffnete sich langsam und die alte Dame blickte auf den kleinen Planeten hinunter.

"Ich grüße Sie liebe Frau, ich bin die Erde. Sie kennen mich nicht aber mir ist etwas einsam um die Weihnachtszeit und ich wollte fragen, ob ich dieses Jahr vielleicht mit Ihnen verbringen dürfte um mich nicht ganz so allein zu fühlen?" Die kleine Erde scharrte unsicher mit den Füßchen vor der Türschwelle und schaute hoffnungsvoll mit großen Augen zu der alten Dame nach oben in Erwartung einer Absage.

"Aber natürlich kenne ich dich kleine Erde. Warum sollte ich dich denn nicht kennen?" fragte die alte Dame und ein Lächeln zeigte sich auf Ihrem schmalen Mund. "Und natürlich will ich gerne die Zeit mit dir verbringen während dieser Tage. Denn alleine bin auch ich. Tritt also ein und geselle dich zu mir."

Sie öffnete die Tür etwas mehr und stapfte mit kleinen Schritten zurück zu Ihrem Stuhl in den sie sich langsam und ächzend setzte. Die kleine Erde war sichtlich verwirrt. Man kannte Sie hier? Lag da eine Verwechslung vor? Vielleicht ein zweiter Planet den die Menschen haben und kennen? Langsam trat die kleine Erde in die Stube, nahm die Bommel ab und legte diese sorgsam zusammen. So stand sie dort und schaute die alte Dame an.

"Sie kennen mich?" fragte die kleine Erde vorsichtig aber auch neugierig.

"Aber natürlich kenne ich dich kleine Erde. Jeder Mensch kennt dich. Jeder einzelne, ob groß oder klein." antwortete die Dame und fing wieder an zu stricken. "Wieso denkst du denn das es nicht so ist?"

Die kleine Erde war nun sichtlich verwirrt. "Die Menschen piesacken, verunstalten und denken nicht an mich. Ich dachte einfach man kennt mich nicht" sagte sie und schaute mit zerknirschter Miene auf den Boden.

"Das.… ja, das sind wir Menschen" sagte die alte Frau mit einem traurigen Blick. "Wir kennen dich alle. Viele Menschen aber haben Sorgen und Nöte und denken deswegen zuallererst an sich selbst und nicht an Dich. Sie erkennen nicht, dass wenn sie dir helfen, sie auch sich selbst und anderen damit helfen. Wir Menschen begreifen oft erst später im Leben, welche Dinge wirklich wichtig sind." Sie hielt kurz inne, dachte nach und sprach dann weiter."Sie nur meine Kinder. Keines ist mehr hier und beide in die große Stadt gezogen. Sie sagen, dass sie dort glücklicher sind und einen tollen Beruf haben. Aber sie kommen kaum zu Besuch, weil sie so viel arbeiten müssen um sich die immer teurere Miete leisten zu können und auch den ganzen technischen Schnickschnack. Diese neuen tragbaren Telefone als Beispiel. Immer das neuste... aber glaubst du, dass sie dann mehr Zeit haben mich mal öfter anzurufen? Menschen müssen wohl schneller erkennen, welche Dinge wirklich wichtig sind im Leben... und welche nicht." Sie lächelte die kleine Erde an. "Glaub mir... wir Menschen denken viel an Dich. Und dann gibt es noch diejenigen unter uns die viel dafür tun, dich wieder in die Erinnerung der Anderen zu holen, die so viel Sorgen haben. Und um diejenigen zu bekämpfen, die aus reiner Gier Schindluder mit dir treiben." Mit der dünnen fleckigen Hand klopfte die alte Frau auf den kleinen Hocker neben sich und lächelte die kleine Erde einladend an. "Komm und leiste mir Gesellschaft... ich erzähle dir mehr darüber."

Die kleine Erde war gerührt und wackelte mit kleinen Schritten lächelnd auf den Hocker und ihre erste neue Freundin zu, um mehr darüber zu erfahren was die Menschen bewegte so zu ihr zu sein wie sie sind.

Ende

In diesem Sinne wünschen wir von Your Little Planet Euch ein schönes Weihnachtsfest mit Euren liebsten und denkt an diejenigen die es nicht so gut wie Euch getroffen hat.

Liebe Grüße,

Nic & Kathi

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