Beitrag von Kathrin & Nicolas Bramke

17.10.2018

Die letzten Tage waren sehr ereignisreich. Der eine oder andere, der uns fleißig in den sozialen Medien folgt hat bereits Bilder gesehen die den ganzen Vorgang immer mal wieder dokumentierten. Für alle die unser Projekt noch nicht kennen ist der Artikel Blühflächen im Gemeindepark Lankwitz sicherlich interessant. Es geht um folgende Flächen im Gemeindepark Lankwitz:

Am Dienstag, den 9.10.2018 wurde Fläche 2 endlich mit Motorfräsen, durch eine über das Grünflächenamt beauftragte Firma, mehrmal umgegraben. Ebenfalls geschah dies auch auf Fläche 1 am Dienstag und auch noch am Folgetag. Trotz mehrerer Durchgänge mit den Motorfräsen war es aufgrund der Bodentrockenheit schwer den Boden tief genug zu fräsen. Zudem waren beide Flächen extrem vermoost.

Die Grassoden und Moose mussten wir aus dem Boden holen, denn diese wären für die zukünftigen Wildkräuter eine ernsthafte Gefahr. An so etwas gehen Blühwiesen, auch natürlicherweise wieder ein, wenn man das nicht über eine entsprechende Anpassung der Mahd (Mähen) versucht einzugrenzen.

Insgesamt mussten wir drei mal zusammen mit wirklich fleißigen Helfern die komplette Fläche rechen, um diese zumindest vom größten Teil der Grassoden und Moosen zu befreien. Nicolas war jeden Tag etliche Stunden auf der Fläche, am Samstag sogar 11 Stunden. Unterstützt wurde er immer von lieben Nachbarn bzw. Menschen aus anderen Bezirken, die unsere Aktivitäten verfolgen und einfach mitmachen wollten.

Schön war auch, dass Thomas, einer der Helfer auf seinem Weg zum Supermarkt vorbei kam, sah dass Nicolas auf der Fläche arbeitete und spontan seine Hilfe anbot. Wir lernten ihn erst am Anfang der Woche, als interssierten Nachbarn kennen, als er sich erkundigte, was dort auf den Flächen gemacht wird. Dann war da immer Frau X, die nicht genannt werden möchte und fast jeden Tag mit der ebenso fleißigen Svetlana vor Ort war. Beiide schwangen den Rechen. Und die liebe Marion, die sich trotz Krankheit zu uns bemühte, und alles gab was die Grippe noch hergab.

Viele der Helfer empfanden die Arbeit als entspannend, um den Kopf leer zu bekommen oder, wie man heut so schön sagt, sich erden. Nach einem operativen Eingriff ging es sogar mir zumindest am Freitag schon wieder besser, sodass ich ein wenig mithelfen konnte Gräser und Moose abzusammeln.

Wir hofften, dass sich das Wetter noch ändern würde, aber auch für die kommenden Wochen war viel Sonnenschein und wenig bis keine Niederschläge in Sicht. Wir konnten allerdings auch nicht mehr länger warten, denn wir waren bereits schon mindestens vier Wochen im Verzug, aufgrund der Abhängigkeit wegen des Umgrabens vom Grünflächenamt. Die für aufgehende Keimlinge gefährlichen Fröste rückten, trotz des Sonnenscheins, immer näher.

Wir entschieden uns dazu das Riskio des Saatverlusts auf dieses und kommendes Jahr zu verteilen. Zu unvorhersehbar war derzeit das Wetter. Wir beschlossen eine Herbstausaat für diesen Sonntag auf Fläche 2. Fläche 1 hingegen werden wir dann erst im nächsten Frühjahr umsetzen, damit wir bei eventuellen Frösten dieses Jahr immer noch eine intakte Fläche nächstes Jahr schaffen können.

So machten wir also am Sonntag dem letzten Durchgang, um Gräser und Moose zu entfernen, wo zwischenzeitlich sieben Menschen den Rechen schwungen bzw. Material von der Fläche sammelten. Wir mussten am Ende einen Schlußstrich ziehen, denn man hätte sicherlich noch zwei Durchgänge ansetzen können, aber die Zeit rannte uns nun davon. Der Boden war aber am Ende schön feinkrümelig, gut befreit von Grassoden und Moosen, wenn auch extrem trocken.

Als nun das gröbste Material am Sonntag bis 17:30 Uhr aus der Fläche abgesammelt war, kam der Augenblick, den wir uns so lange ersehnt haben... die Aussaat selbst. Das durch FEIN-Mittel geförderte Saatgut war bereit angemischt zu werden und bereits vor einiger Zeit geliefert worden. Als Füllmaterial zum anmischen entschieden wir uns für 100 Kilo Sand, damit man die Samen, die zum Teil nur 1 mm groß waren, besser verteilen und streuen konnte. Den Sand mischten wir mit dem Saatgut kräftig durch.

Nachdem alles mit Händen kräftig durchmischt war, ging es daran die Schüsseln und Eimer zu füllen und endlich den lang ersehnten Schritt der Aussaat anzugehen.

Es wird empfohlen auf der auszusäenden Fläche zweimal drüber zu gehen, einmal längs und einmal quer. So lief jeder von uns, mit einer mit der Saatgutmischung gefüllten Schüssel in der Hand, in einigen Metern Abstand zueinander, nebeneinander einmal längs und einmal quer über die Fläche. Den hellen Sand sah man gut auf der dunklen Fläche, sodass auch Lücken halbwegs gut bei dem zweiten Durchgang geschlossen werden konnten.

Zum Schluss wurde die Fläche angewalzt, das heißt die komplette Fläche wurde mit einer Walze, die aus Metall und mit 130 l Wasser gefüllt ist, über die Fläche bewegt. Fast 2 Stunden dauerte das Anwalzen der Flächen, damit das Saatgut auch gut mit dem Boden verbunden ist. Da es mittlerweile früh dunkel wird und man beim Walzen nicht mehr den Boden erkennen konnte der gewalzt war, leuchtete ich Nic mit dem Mobiltelefon den Weg für die Walze.

Seit Montag, den 15.10. bewässern wir die Fläche mit einem Sprenger, der alle paar Stunden umgestellt wird. Hierbei hat uns lieberweise die ersten Tage bereits Harald etwas untersützt. Harald war fasziniert, wie die ersten Tropfen vom trockenen Boden abprallten und abperlten, vergleichbar mit dem Lotuseffekt.

Zwischenfazit:

Wie so oft bei einem Projekt lernt man auch vieles dabei. Auch wir. Hier also ganz kurz die tollen und die nicht so tollen Dinge die das Projekt bisher beeinflusst haben:

+ Fördermittel für Saatgut aus dem Fördertopf FEIN

+ Die Flächen werden wissenschaftlich von der TU Berlin begleitet, um belastbare Daten zu erhalten

+ Tolle Beratung durch verschiedene Saatgutlieferanten

+ Regionales Saatgut aus dem Nordostdeutschen Tiefland (da wo Berlin liegt)

+ Tolle Unterstützung durch die Mitarbeiter des Gartenbauamts vor Ort

 

- Wegfall von zugesagten Geldern aus Ausgleichszahlungen, die wir für eine eigene Motorfräse zum Umbruch der Flächen hätten hernehmen können

Dadurch sehr später Umbruch der Flächen, weit über dem eigentlichen Ausaatzeitpunkt hinaus

- Risiko von Frostschäden bei möglicher Keimung einzelner Saaten

- Extremer Sommer und Herbst mit wenig Niederschlägen

- Weniger Unterstützung aus der Nachbarschaft als erhofft

 

Wir bedanken uns für die lange Zeit der Entbehrung im sozialen Umfeld bei:

Unseren Eltern, dem Rest der Familie und bei Freunden, denen wir viel zu oft absagen mussten.

Wir bedanken uns ganz herzlich bei allen die uns bei diesem Projekt bisher unterstützt haben:

Für Planung und Bereitstellung der Geräte, wie Rechen, Walze und Sprenger, Werkzeug, Lagerplatz für Material und einen nicht enden wollenden guten Willen bei allen unseren Anfragen bedanken wir uns nochmals ganz herzlich beim Revierleiter und seiner Kolonne vom Grünflächenamt die unter anderem für den Gemeindepark Lankwitz zuständig sind.

Wir bedanken uns für die Vor- und Nachbereitung der Fläche mit Rechen und Hand bei folgenden lieben Menschen:

Svetlana, Frau X, Harald, Biene, Thomas, Kai, Marion, Martina, Claudia, Yvonne, Joschua und Ronja

Wir bedanken uns für die Erlaubnis solch ein Projekt auf öffentlichen artenarmen Flächen umsetzen zu können bei:

Grünflächenamt Steglitz-Zehlendorf und seinen Mitarbeitern

Wir bedanken uns ferner für die bereit gestellten Mittel durch Fördermittel aus dem FEIN-Fördertopf für ehrenamtliches Engagement in der Nachbarschaft bei:

Senatsverwaltung Berlin / Bezirk Steglitz-Zehlendorf

Für den bisherigen und zukünftigen Druck der Informationstafeln an den Flächen:

Natur+Text GmbH

 

Und wie geht es weiter...?

Natürlich im kommenden Frühjar mit hoffentlich noch mehr Helfern und Nachbarn um noch mehr in der Nachbarschaft zu rocken... ;-)

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