Gastbeitrag von Björn Michael

30.04.2018

YouTuber, die ein gefülltes Glas mit Dreck in die Kamera halten und davon erzählen, dass dies ihr Müll eines ganzen Jahres ist und ihre Erfahrungen auf dem Weg zu Zero-Waste mit anderen teilen wollen. Kleine, dörfliche Gemeinschaften die zusammenfinden und in einfacher Weise zusammenleben. Solidarische Bauernhöfe, bei denen der „Kunde“ gleichzeitig ehrenamtlicher Mitarbeiter ist. Menschen in autarken Häusern. Großstattleute mit minimalistischer Wohnausstattung. Ach ja, und Ihre Majestät die Königin der Belgier. Häh!? Was?

Klingt komisch, die Überschrift des heutigen Beitrags macht es sicher nicht zu schwer den Zusammenhang der eben aufgeführten Beispiele zu finden. Es geht um Nachhaltigkeit.

An was denkst du bei diesem Wort? Vielleicht an Konsumverhalten? Möglicherweise daran, wie die Industrie Ressourcen verschwendet?

Derzeit am Häufigsten wird wohl von Nachhaltigkeit in der Wirtschaft und in den Nachrichten berichtet, weshalb du sicherlich schon mindestens einmal darüber gestolpert bist.

Wovon reden wir hier eigentlich?

Vielen kommt der Begriff Nachhaltigkeit mittlerweile aus den Ohren heraus. Aber was wäre die Folge davon? Schön jedenfalls nicht - befürchte ich.

Sprache macht uns oftmals das Leben ziemlich schwierig, denn Worte verändern oftmals ihre Bedeutung, oder es passiert, dass zwei verschiedene Menschen das gleiche Wort anders deuten. So richtig deutlich wird mir das immer wieder, seitdem ich in einem anderssprachigen Land lebe und mich seitdem mit Sprache intensiver beschäftige und ich häufiger gezwungen bin, die richtigen Worte zu finden, da die direkte Übersetzung, Wort für Wort, oftmals einfach nicht funktioniert. Wer gelernt hat eine andere Sprache fließend sprechen zu können, versteht hier wohl was ich meine.

Vielleicht schweife ich ab, und du fragst dich: Was hat das jetzt mit dem Thema zu tun?

Ok, stellen wir uns flink folgende Fragen:

Wollen wir denn nicht alle, dass etwas Lange wirkt und hält? Beispielsweise eine Ehe, oder besondere Freundschaften? Oder, Dinge in die wir viel Mühe, oder Geld investiert haben? Können wir diese Verhalten als Nachhaltig bezeichnen?

Was ist aber, wenn beispielsweise eine Entscheidung nachhaltig-negative Folgen mit sich bringt? Plastik zum Beispiel: Wissen wir nicht alle, dass es nachhaltig schädlich für unsere Situation auf diesem kleinen Planeten ist? Oder, wenn ich einen Freund immer wieder versetze und mich nicht zurückmelde, ist das nicht auch nachhaltig problematisch für unsere Beziehung?

Nachhaltigkeit bedeutet also eigentlich nicht „nur“ ökologisch zu handeln, auch wenn das für unsere Umwelt sicher eine gute Sache ist. Vielmehr ist Nachhaltigkeit insbesondere im gesellschaftlichen Miteinander von Bedeutung und begleitet uns stetig.

Nachhaltigkeit ist auch nichts Neues und hat eine lange Geschichte hinter sich. Wer sich damit beschäftigt hat, weiß, dass es zum ersten Mal für eine bedrohte Umwelt von Bedeutung war, als aus Holz-Knappheit von nachhaltiger Forstwirtschaft die Rede war. Bis heute von Bedeutung und immer noch eine große Herausforderung.


Laut Reklame und Politik klingt Nachhaltigkeit eigentlich ganzeinfach: Ein paar Siegel einführen, die „richtigen“ Produkte einkaufen, schon ist alles schön grün und verleitet weiterhin im Überfluss zu leben.

Mittlerweile gibt es Siegel für Siegel, um überhaupt noch den überblick zu behalten. Ein wenig Hilfe um den Durchblick zu bewahren gibt es immerhin hier.

Nachhaltigkeit laut DUDEN ist im heute geläufigen Sinne ein „Prinzip, nach dem nicht mehr verbraucht werden darf, als jeweils nachwachsen, sich regenerieren, künftig wieder bereitgestellt werden kann“

Nachhaltig leben ist mit unserem mittlerweile etablierten Lebensstil aber ganz sicher nicht einfach, es ist anstrengend, herausfordernd und oftmals frustrierend kompliziert. Hier ein sehr lesenswerter Artikel, warum das so ist. Dennoch, es gibt mehr und mehr Menschen, die sich der Herausforderung stellen, wie eingangs erwähnt.

Nachhaltigkeit hört nicht mit Recycling und Vegan essen auf. Es geht viel weiter. Sie ist allgegenwärtig. In unserem Verhalten, in unserer Kommunikation und in unseren Gemeinschaften und die Verantwortung tragen wir alle.

Wozu die Mühe?

Ist alles in unserem Alltag denn wirklich so wunderbar, dass wir daran so festhalten müssen? Ist es notwendig, gute Absichten grundsätzlich schlecht zu reden, um bloß nichts zu verändern?

Folgend mal ein paar Auszüge aus meiner Vergangenheit:

Jeden Tag auf dem Weg zur Arbeit (und oftmals auch zurück) im Stau stehen? Frustriert!

Der Kaffee am Morgen? Ich muss ja irgendwie durch den Tag kommen!

Schnell den Burger in der Mittagspause? Hauptsache schnell satt und nicht so viel Zeit verlieren, um wieder zurück bei der Arbeit zu sein.

Urlaubsreise in den Ferien? Auch wieder Stau – Kindergeschrei auf dem Rücksitz – Kurz mal auf die Hupe gedrückt, der Frust muss raus!

Nachrichten gucken? Was regt mich das wieder auf!

Veränderung durch Sinn Stiftung

Es gibt immer alternativen, mittlerweile lasse sie häufiger zu. Nicht alle auf einmal. Aber Tag für Tag über Jahre hinweg häufiger.

Passiert ist, dass ich weniger brauche. Ich bin aufmerksamer und handle bewusst. Die Zeiten der gesenkten Kopfhaltung sind fast vollkommen Vergangenheit. Ich komme aus meiner Komfortzone heraus.

Nachhaltigkeit leben – macht Sinn für mich.

Zum Beispiel investiere wieder häufig meine Zeit in Reparaturen und kann darauf auch noch stolz sein, anstatt schnell Ersatz zu finden. Reicht mein Geschick nicht aus, gibt es andere, die sich darum kümmern können und denen ich meine Dankbarkeit ausdrücken kann, dass sie meinen geliebten Gegenstand wiederhergerichtet haben. So entstehen obendrein noch nachhaltige Beziehungen, denn wenn ich dem Helfer nicht nur Geld zahle, sondern obendrein meine Dankbarkeit zeige, dürfte sich das auch positiv auf zukünftige Situationen auswirken. Getreu dem alten Spruch „eine Hand wäscht die andere“.

Was-macht-Sinn-Fragen

  • Macht es Sinn, einen Freund so zu behandeln, dass wir möglicherweise ein Leben lang vertrauen können?
  • Macht es Sinn mein Kind so zu behandeln, dass ich auch ich durch unsere Verbundenheit als Greis die Liebe, die ich säte auch ernte?
  • Macht es Sinn, mir möglichst nur Dinge anzuschaffen, die nicht nur einen Zweck für jetzt erfüllen, sondern möglicherweise auch morgen, übermorgen, in einem Monat, einem Jahr, oder eigentlich mein Leben Lang und darüber hinaus?
  • Macht es Sinn, Dinge, die angeschafft werden zu teilen, anstatt sie in der Garage, oder im Keller zu bunkern, bis ich sie vielleicht irgendwann wieder mal herauskrame – oder falls nicht im besten Falle verkaufe, oder verschenke; im schlimmsten Fall wegwerfe?
  • Macht es Sinn, Sich täglich zur selben Zeit ins Auto zu setzen, wohlwissend, wieder eine halbe Stunde im Stau zu stehen?
  • Macht es Sinn, auf etwas zu verzichten, wenn man weiß, dass man dafür später brauchen kann?
  • Wie oft tun wir Dinge, die Sinn machen?

Mach´s Leben Sinnvoll

Wir Menschen müssen so viele Entscheidungen treffen und viel zu selten sind Entscheidungen überlegt und nachhaltig. Sie sind meist Gewohnheit und impulsiv, oder aus Angst zu viel zu bezahlen. Sich die Zeit zu nehmen und bewusst eigene Handlungen zu betrachten und nachhaltig positiv zu ändern wäre doch eine lohnende Lebensweise.

Für mich persönlich gilt deshalb, mich so gut ich es gerade schaffe, täglich ein bisschen mehr von meiner Unnachhaltigkeit fern zu halten – alles für den Sinn meines Lebens – Mein roter Faden für die Zukunft.

In einem weiteren sehr lesenswerten Artikel zu diesem Thema sagt Ulrich Grober, Experte für Nachhaltigkeit „Das Konzept Nachhaltigkeit hat den Charme, dass es auf allen Ebenen anwendbar ist und so die Spielräume auch für die persönliche Lebensführung erweitert.“ – Falls du neugierig bist, den Artikel findest du hier.

Lieber Leser es liegt an uns. Was wird die übernächste Generation über deine und meine Handlungen sagen? Oder wird überhaupt noch jemand über uns etwas sagen können?

In diesem Sinne, ich wünsche dir nachhaltigen Sinn fürs Leben. Euer Björn

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