Beitrag von Nicolas Bramke

11.08.2020

Als wir damals damit begannen das Konzept für die Blühflächen zu schreiben, hatten wir schon die Hoffnung das man die Ergebnisse auch mit validen Daten untermauern kann. Dabei war es unerheblich ob unsere Flächen sehr erfolgreich werden oder nicht, denn mit jedem Ergebnis können andere Projekte auf diesem Wissen aufbauen und ggf. unsere Fehler vermeiden.

Das die von uns geschaffenen Blühflächen unsere Erwartungen sogar übertreffen, ist für uns ein Bonus. Jedes neue Jahr wird vielfältiger in den Blühaspekten... einige Arten setzen sich weiter durch und andere gehen zurück. Ganz so wie es der Standort und das Wetter vorgibt.

Wir wandten uns kurz nach dem Start der Flächen direkt an die Leitung des Studiengangs Stadtökologie der TU Berlin. Wir fragten, ob ein Interesse daran besteht die Entwicklung unserer neu angelegten Flächen zu untersuchen, damit wir später sehen können was gut lief und was nicht.

Das war dann auch der Zeitpunkt als wir Sarah Nollau kennen lernten, damals noch Masterstudentin im besagten Studiengang und auf der Suche nach einem Thema für ihre wissenschaftliche Arbeit. Sie zeigte sich interessiert und nach einen eingehenden Gespräch war klar, dass das Thema für Sie genau richtig war. Wir waren endlich an dem Punkt angelangt, dass die TU Berlin unsere Blühflächen wissenschaftlich begleitet.

Sie untersuchte z. B. wie hoch die Akzeptanz der Anwohner zu den Blühflächen in ihren unterschiedlichen Ausprägungen ist, denn nicht jeder weiß, das vor einer angelegten Blühfläche erst ein scheinbar "trostloser" Acker steht.

Im Laufe der nächsten Wochen und Monate untersuchte Sie vor allem den Boden auf und neben den Flächen, verglich die Proben auf bereits vorhandene Samen (Samenbank - mit keimungsfähigen Pflanzensamen), erfasste und untersuchte sich entwickelnde Pflanzenarten, um am Ende eine Aussage dazu treffen zu können, ob und wie erfolgreich unsere Aufwertung der Ursprungsflächen hin zu einem für wilde Bestäuber geeignetem Futterangebot war.

Als Betreuer und Berater für Sarah Nollau waren Prof. Dr. Ingo Kowarik (Landesbeauftragter für Naturschutz und Landschaftspflege des Landes Berlin), Prof. Dr. Leonie Fischer (Institutsleiterin des Institut für Landschaftsplanung und Ökologie an der Universität Stuttgart) sowie Dr. Birgit Seitz (Autorin des Berliner Florenatlas) beteiligt.

Am Ende hat Sarah eine sehr gute wissenschaftliche Arbeit geschaffen, welche Ihre gewissenhafte, wissenschaftliche Arbeitsweise untermauert und zudem ein gutes Bild der Blühflächen im wissenschaftlichen Rahmen zeichnet. Wer sich die Arbeit anschauen will (in Englisch verfasst, weil dies in der wissenschaftlichen Welt eine größere Reichweite bedeutet), kann diese als PDF-Dokument HIER herunterladen. Danke dafür an Sarah und die Betreuer Ihrer Arbeit für die Erlaubnis.

Für diejenigen unter uns die kein Englisch können, nicht gerne viel lesen oder denen wissenschaftliche Publikation schwer verständlich erscheinen sind hier einige Ergebnisse kurz zusammengefasst:

  • fast die Hälfte der Zielarten sind innerhalb des ersten Jahres gekeimt und die Pflanzendiversität wurde deutlich erhöht
  • Die Befragung von BesucherInnen des Parks und AnwohnerInnen zeigt, dass eine allgemeine Wertschätzung gegenüber der Blühfläche sowie ein Bewusstsein für deren Bedeutung für die urbane Artenvielfalt vorhanden ist.
  • Zusammenfassend zeigt die Arbeit den Erfolg der Umwandlung der Fläche in eine Blühfläche. Besonders in Anbetracht der Umsetzung durch eine private Initiative kann das Projekt als Beispiel für ähnliche, zukünftige Maßnahmen zur Förderung der Biodiversität im urbanen Raum angesehen werden
  • Der in der vorliegenden Arbeit verfolgte Ansatz, Synergien von Naturschutz und öffentlicher Akzeptanz innerhalb eines konkreten Projektes zu erforschen, ist vielversprechend für die Entwicklung effektiver Maßnahmen zur Verbesserung der urbanen Biodiversität.

Für uns war eine Aussage sehr interessant. Denn laut Studie kannten nur rund 24 % der Befragten die Blühfläche bzw. das Projekt selber.

"Da die meisten der Befragten, die von dem Projekt wussten, durch Wegweiser vor Ort informiert wurden (40,0 %), könnte eine zusätzliche und deutlichere Beschilderung der Schlüssel zu einem höheren Bekanntheitsgrad sein und sich letztlich als wirksamer erweisen als andere Informationskanäle. Dies wird auch von Williams et al. (2015) unterstützt, die die Bedeutung der Beschilderung als Mittel zur Information und Aufklärung der Besucheröffentlichkeit hervorheben. Die bestehenden Wegweiser rund um die Blumenwiese sind relativ klein und enthalten keine detaillierten Informationen über den Ist- und Zielzustand. Wenn sich die Parkbesucher auch über die Vorzüge der Blumenwiese informieren würden, könnten sie eher geneigt sein, die Blumenwiese zu schützen." Nollau (2020)

Im Zuge des Konzepts und in damaliger Absprache mit der ehemaligen Leiterin des Grünflächenamts stand die Umweltbildung immer im Zentrum unserer Maßnahme. Dazu sollten die Schilder im Laufe der Zeit angepasst werden,  um die Entwicklung der Flächen zu beschreiben und Parkbesuchern die Kreisläufe näher zu bringen. Durch weiterführende Informationen, wie einem QR-Link und Angaben zur Webseite auf den Hinweisschildern, kann sich der Parkbesucher über das Projekt detailierter informieren. Die Anpassung von Schildern in Bezug auf einzelne Artenportraits von Tieren und Pflanzen folgt, sodass auch einzelne Inhalte auf den Schildern transportiert werden können.

Als wir feststellten das die bestehende Beschilderung zu klein war (es gab viele Hinweise von Parkbesuchern in Gesprächen und per Mail dazu), fragten wir nach einer Erlaubnis, um die Beschilderung zu vergrößern. Fördermittel standen dafür schon bereit und es hätte den Bezirk kein Geld gekostet.

Leider lehnte der Amtsleiter diesen Wunsch mit folgender Begründung ab "ich habe Ihre Anfrage hier im Bezirk diskutiert. Es gibt die einhellige Meinung, dass die vorh. Schilder in der aktuellen Größe hinreichend und passend sind. (...) Es geht uns um die Wirkung der Schilder. Wir wünschen kein größeres Format als das Vorhandene."

Wir fragten nach mit wem der Amtsleiter denn Rücksprache halten musste, wenn er als Amtsleiter doch diese Entscheidung auch allein fällen kann, wenn schon die damalige Amtsleitung das ganze Projekt allein entscheiden konnte und die Schilder nur ein kleiner Teil des Projektes sind. Wir fragten ebenfalls, auf welchen Daten diese "einhellige Meinung" fußt, hinsichtlich der Wirkung der Schilder.

Wir warten bis heute auf eine Antwort und können nur Vermutungen anstellen.

Die dem Amtsleiter gegenüber weisungsbefugte Vorgesetzte ist Bezirksstadträtin Schellenberg, welche zunehmend gereizt auf uns als Initiative und Personen reagiert. Hintergrund sind unsere Bemühungen eine alternative Trasse für den Fernradweg Berlin-Leipzig in Lankwitz am Gemeindepark vorbei zu finden, um natürliche Blühflächen vieler frühblühender Pflanzenarten zu schützen, geschützte Wildbienenarten zu retten die dort im Erdboden nisten und Stadtgrün vor Versiegelung zu bewahren. Das wir dahingehend nicht locker lassen und Gutachten einfordern, die es nicht gab und gibt aber geben müsste, ist möglicherweise der Grund unsere Bemühungen in der Umweltbildung nicht mehr zu unterstützen. Sie verwies uns bereits, trotz Einladung unserer Personen durch den BUND, dem im Bezirk stattfindenden FernRat. Eine Trennung der Blühflächen und dem Fernradweg-Thema findet keineswegs statt, wie sie es bei der Übergabe von Unterschriftenlisten betonte.

Wir werden nun, nachdem neben den Parkbesuchern nun auch eine Studie unser Ansinnen unterstreicht, erneut nachfragen, ob man weiterhin einhellig der Meinung ist, dass die Wirkung der Schilder hinreichend ist.

Es ist immer zum Nachteil vieler, wenn einzelne Personen und Befindlichkeiten solche gemeinwohlorientierten Projekte ausbremsen.

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